In dem Moment, in dem ich diesen Text verfasse, ist die Niederlage der deutschen Nationalmannschaft noch keine zwölf Stunden her. Es beschäftigt mich immer noch, weil es eben ziemlich unglücklich war. Hätte die Verteidigerin den Ball ordentlich weggehauen, hätte die Torfrau das kurze Eck zugemacht, hätten wir noch ein bisschen mutiger gespielt. Hätte, hätte, hätte! Nutzt halt nix, ausgeschieden. Tatsächlich, liebe ständig wachsende, Fangemeinde: Steffen Reith schreibt über Frauenfußball. Und weißt du was? Sogar mit großer Freude – trotz Niederlage gegen Spanien.
Von Steffen Reith
Zugegeben: Ich war schon ein bisschen überrascht, als mir meine Schwester erzählte, dass sie zur Frauen-EM ein Tippspiel im Büro organisiert hatten. Ich nämlich hatte das Turnier irgendwie gar nicht so richtig auf dem Schirm. Und in der Vorrunde habe ich auch nur das Auftaktspiel gesehen. Und ich muss auch noch gestehen, dass mein Fußballkonsum sich zum größten Teil auf Männerfußball konzentriert.
Aber seit Samstagabend und dem epischen Match im Viertelfinale gegen Frankreich hatte es mich gepackt – das Frauenfußballfieber. Alle beruflichen und privaten Termine hatte ich um den Mittwochabend gebaut, um schön in Ruhe bei einer Tüte Chips und einem Weizen das Halbfinale gegen Spanien zu schauen. Ich habe fleißig mitgefiebert und war mir doch sicher, dass wir dieses Ding nicht gewinnen werden. Denn dafür waren die anderen einfach zu gut.
Gut gefallen hat mir, dass alle unserer Spielerinnen sich nie aufgegeben und bis zum Schluss gekämpft haben. Manchmal kann man auf diese Art Nachteile in Technik und Spielwitz kompensieren. Das klappt mal in einem Spiel, in einem langen Turnier eher nicht.
Ich habe mich am Mittwochabend an die Männer-WM im Jahr 2002 erinnert. Da hatten wir keine sonderlich starke Mannschaft. Aber Wille und der Torwart brachten uns tatsächlich ins Endspiel. Ausgerechnet Oliver Kahn machte dann den entscheidenden Fehler. So wie am Mittwoch eben Ann-Katrin Berger.
Andere Mannschaften haben schöner gespielt als wir. Aber die waren meistens auch eine Frau mehr.
Mir hat’s jedenfalls gefallen. Auch wenn wir nicht Europameister werden. Und es wird bestimmt nicht lange dauern, bis ich wieder Frauenfußball schaue. Ich tue es wieder, versprochen.