Tore sind im Allgemeinem eine gute Sache. Besonders dann, wenn sie funktionieren. Oder man sie selbst schießt. Und wenn du mal darüber nachdenkst, liebe ständig wachsende Fangemeinde, dann hast du jeden Tag mit irgendeiner Form von Toren zu tun.
Von Steffen Reith
In den vergangenen Tagen hat mir irgendwie der Antrieb gefehlt. Das ging dann soweit, dass ich nicht in der Lage war, selbst mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Nico musste mich abholen. Bevor du dir weiter Sorgen um meinen Gemütszustand machst, will ich Entwarnung geben. Tatsächlich war der Antriebsmotor meines Garagentores defekt, ich bekam mein Auto nicht raus, deshalb chauffierte mich Nico in den Palast. Reiner Eigennutz des Kollegen, schließlich soll der Alte keine fadenscheinigen Ausreden benutzen, um einfach mal daheim zu bleiben.
Das Unternehmen mit eingebauter Torgarantie sitzt in Dorfborn und heißt REHI. Das ist bekanntlich die Namens-Abkürzung des Firmenchefs Reiner Hillenbrand. Den rief ich montags wegen meiner Torschlusspanik an, am Dienstag war das Problem gelöst. Seitdem sind Tür und Tor bei mir daheim wieder geöffnet. Damit bin ich ein Stück weiter als die liebe Kollegin Paula, deren Garagentor ebenfalls macht, was es will. Nämlich nichts.
Kleine Anekdote am Rande: Paula wohnt mit ihrem Partner bei dessen Eltern. Und sie ist diejenige, die in der Garage parken darf. Wer Paula kennt, der weiß, dass dies ganz sicher nichts mit ihren Fahr- oder Einparkkünsten zu tun hat. Vielmehr ist kurz nach ihrem Einzug der angehende Schwiegervater im Hof zweimal mit seinem Wagen gegen Paulas Gefährt gerauscht, weil er es nicht gewohnt war, dass da noch ein Auto steht. Um solche Torheiten zu vermeiden, bekam Paula den Garagenplatz. Das hat bis jetzt auch gut geklappt. Nun nicht mehr. Ich denke, ich sollte Paula mal den REHI empfehlen. Nicht, dass sie irgendwann nicht zur Arbeit kommen kann. Nur weil ein Tor nicht aufgeht.
Tore sind tatsächlich ein unerschöpfliches Thema. Ich könnte jetzt ganz viel über Fußball schreiben. Zum Beispiel darüber, dass Deutschland am Mittwoch gegen Portugal zu wenige dieser Art geschossen hat. Damit kein Finale mit unserem Team in München. Ich hätte es tatsächlich vor Ort gesehen. Ich bin nämlich mit Diana R. (Datenschutz!) über Pfingsten in München. Unsere Bleibe ist übrigens direkt am Sendlinger Tor. Ob das alles nur Zufall oder schon eine Bestimmung ist. Ich weiß es nicht.
Apropos Zufall oder Bestimmung. Auf der Hinfahrt zur Arbeit heute sinnierte ich über einen alten Fußballkumpel, den man in Osthessen als Torjäger (früher), als Schiedsrichter (heute) und als Bayern-Fan (immer) kennt. Der hat vor etwa 25 Jahren seinen Sohn Thore genannt. Bis heute Morgen habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, ob da ne Absicht bei der Namensgebung dahinter steckte. Ich schließe es nicht aus. Vielleicht hatte ich heute morgen schon so abstruse Tor-Gedanken, weil ich mit neuem Antrieb das Garagentor öffnen konnte.
Noch ein kleiner Schlenker zu unserem Domizil am Rhönbad. Hier stimmt auf jeden Fall das Torverhältnis. Das quietschende Gatter im Eingangsbereich ist legendär. Wenn es zu ist, muss man eine Telefonnummer anrufen, um es zu öffnen. Der Öffner für das heimische Garagentor funktioniert allerdings nicht. Da kann man dann noch so lange draufrum drücken. Egal, ob man in Gedanken ist oder nicht.
Und auch der direkte Eingang in den Palast hatte lange Zeit seine Macken. Dann sind wir weg von einer App und hin zu einem Schlüssel. Digitalisierung ist halt auch nicht immer geil. Wie oft stand ich anfangs am Eingang und bin nicht reingekommen. Und als belesener Mensch dachte ich dabei an die Studierzimmerszene in Goethes Faust, Teil eins: „Nun steh’ ich hier, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“
Das soll es für dieses Mal gewesen sein mit Toren, Torheiten und Thore. Dabei habe ich noch nichts über Torquoten, Tordifferenzen, den Donnergott Thor, geschweige denn von Eigentoren geschrieben. Vielleicht fällt dir noch was ein, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Wenn du was Schönes schreibst, zeige ich mich erkenntlich und öffne das Tor zum Paradies.