Schöne Reise!

Die Ferien stehen vor der Tür, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Ich habe meinen ersten Kurzurlaub sogar schon hinter mir – wobei Urlaub nicht das richtige Wort ist: Ich war mit der SG Distelrasen auf Abschlussfahrt.

Von Nico Bensing

Ich gehöre ja mittlerweile zu den älteren Eisen im Fußball, das weißt du. Um ganz genau zu sein: Ich bin nicht nur der älteste Spieler bei der SG Distelrasen, sondern sogar älter als unser Trainer.

Bin mal gespannt, wann sie mich vom Hof beziehungsweise Rasen jagen.

Jetzt stand unsere Abschlussfahrt an. Es ging nach Hamburg. Ich hatte vor einigen Monaten zugesagt, denn meine Idee war diese: Wir steigen in die Kreisoberliga auf, das feiern wir ordentlich auf der Abschlussfahrt – und dann lass ich es etwas ruhiger angehen und kick künftig ein bisschen in der Zweiten.

Pustekuchen! Das mit dem Aufstieg hat bekanntlich nicht geklappt – und trotzdem saß ich inmitten etlicher Jungspunde, die es natürlich trotzdem heftig krachen lassen wollten.

Ich hatte auch schon sehr wilde Abschlussfahrten. Als wir beispielsweise mit Hohenzell in die Kreisoberliga aufgestiegen sind, da ging’s nach Ungarn an den Plattensee, genauer nach Siófok. Die Kreisoberliga hieß damals übrigens noch Bezirksliga. Ja, ich bin alt. Wie dem auch sei: Wir fuhren mit dem Zug, machten einen Zwischenstopp in Budapest und gingen dort in eine Kneipe.

Erst einmal gab’s dort direkt eine Ohrfeige von zwei Damen für mich, als sie wissen wollten, was wir noch vorhaben und ich auf Englisch antwortete, dass wir nach Siófok fahren. Dass sich „We’re going to Siófok“ etwas dahin genuschelt auch anhören kann wie „We’re going to see you fuck“, das weiß ich seitdem.

Und dann verpassten wir freilich unseren Zug und mussten mit mehr als 20 Mann in sechs Taxen unseren Zielort erreichen. Von Budapest nach Siófok sind es übrigens gut 105 Kilometer. Als unser Trainer sagte, die sechs Taxifahrer machen das für insgesamt 100 Euro (ja, es waren damals schon Euro), da war ich durchaus etwas skeptisch.

Als ich dann allerdings ins Taxi einstieg und merkte, dass meine Tür zwar geschlossen war, ich durch das riesige Loch darin aber dennoch ordentlich Fahrtwind abbekam, war ich wieder etwas beruhigt und dachte, dass das mit den 100 Euro bestimmt doch in Ordnung gehen würde.

Ging es nicht.

Es gab nicht nur eine riesige Diskussion und lautes Gebrüll, sondern ziemlich viel Ärger und sogar ein bisschen Rangelei. Dabei hatte die Abschlussfahrt noch gar nicht richtig begonnen.

Und wie war das in Hamburg am vergangenen Wochenende?

Nun, wilde Geschichten packt man nicht unmittelbar nach so einer Abschlussfahrt aus, damit wartet man ein paar Jahre. So macht man das als Gentleman.

Vielleicht erzähle ich dir also in ferner Zukunft von unserer Fahrt nach Hamburg, von einer Unterkunft, die mal ein Laufhaus war, von Ratten, die es dort schön fanden, von Zootieren im Goldenen Handschuh und kleinen Eskalationen auf der Tanzfläche. Vielleicht.

Jetzt aber wünsche ich dir erst mal eine gute Reise, egal wohin es dich diesen Sommer verschlägt. Und ich ruh mich derweil noch ein bisschen aus von den Strapazen des vergangenen Wochenendes. Bin ja schließlich alt.

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