Die schwarze Liste

Richtig gute Texte zu schreiben, ist gar nicht so einfach, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Das habe ich in den vergangenen Monaten gelernt. Es gibt so unzählig viele Kriterien, die über die Qualität eines Artikels entscheiden. In diesem Paula-lernt-Beitrag soll es um eines dieser gehen: die Auswahl der Worte. Ohne Wörter gibt es keine Texte – das ist ganz klar. Aber welche nutzt man eigentlich für Pressemitteilungen oder Blogbeiträge? Und: Welche sollte jeder Journalist aus seinem Wortschatz streichen?

Von: Paula Mainusch 

Seit ich bei Bensing & Reith Volontärin bin, fülle ich fleißig einen blauen, karierten Block mit allen Tipps und Tricks, die ich täglich von Steffen und Nico bekomme. Da stehen Sachen drin wie: „Baue nicht so viele Autounfälle, dann hast du es leichter im Leben“ oder „Den Kaffee kochst du, indem du erst das Pad wechselst und dann die rechte Taste drückst“. Spaß beiseite. Die Hinweise, die ich von den beiden bekomme, sind super hilfreich – deshalb gebe ich sie auch an dich weiter.

Eine Doppelseite dieses blauen Blockes habe ich mir frei gehalten – und zwar für meine Sammlung von Wörtern, Floskeln und Ausdrücken, die ich für immer aus meinen Texten verbannen möchte. Ich nenne diese Zusammenstellung liebevoll „Die schwarze Liste“. Und weißt du, was auf dieser Doppelseite ganz oben steht? Der Ausdruck „im letzten Jahr“. Beziehe ich mich auf eine Situation, die 2021 passiert ist, muss ich vom vergangenen Jahr schreiben. Wäre 2021 das letzte Jahr gewesen, dann gäbe es 2022 nicht mehr, wir hätten die Apokalypse schon hinter uns. Eigentlich ist die Regel simpel, oder? Und doch hat es bei mir super lange gedauert, bis ich mir das merken konnte.

Mindestens eine halbe Seite in meinem Block ist gefüllt mit den Füllwörtern: ja, halt, auch, doch, schon, nämlich, denn, etwa, nur, bloß, eben, mal, gar, ruhig, eigentlich, eh, nun, erst mal, gleich, zumindest, wohl, durchaus, sicher. Diese Wörter ziehen Texte nur unnötig in die Länge, sind bedeutungslos und verschlechtern die Verständlichkeit von Sätzen. Deshalb sollte man beim Schreiben stets drauf achten, wenige bis keine davon zu benutzen. Ich finde aber schon, liebe ständig wachsende Fangemeinde: In Blogtexten ist das Verwenden von Füllwörtern allemal genehmigt.

Oder sollte ich eher sagen: erlaubt? Das Wort ist doch viel schöner und einfacher zu verstehen als das Wort „genehmigt“. Man sollte generell immer darauf achten, in seinen Texten einfache Sprache zu verwenden. Beispiele gefällig? Der Ausdruck „Bus und Bahn“ animiert den Leser viel eher zum Weiterlesen als die „öffentlichen Nahverkehrsmittel“. Das siehst du doch bestimmt auch so, oder?

Und wenn du die Kirsche auf die Torte deines Textes setzen möchtest, dann nutze bildhafte Sprache. Auch hier gebe ich dir gern ein Beispiel. Entscheide selbst, welcher der beiden Sätze dir mehr Appetit macht:

Das Rinderfilet ist sehr lecker. 

Wenn ich dieses Rinderfilet sehe, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

Erstaunlich, welche Wirkung der längere Satz hat, oder? Ich könnte noch fünf weitere Absätze zu diesem Thema schreiben. Aber das würde den Rahmen sprengen. Der wohl beste Tipp, den ich dir geben kann, ist: Schreiben lernt man nicht von heute auf morgen. Man muss üben, üben, üben.

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