Eine Adventsgeschichte von Ronja Hohmann

Hier könnt ihr euch die Geschichte vorlesen lassen:


Und hier könnt ihr die Geschichte nachlesen:

„Juhu, es hat geschneit!“, jubelte Wichtel Willi. Mit einem großen Satz sprang er aus dem Bett, stürmte zum Schrank und zog seinen Schneeanzug heraus. „Wo ist denn nur der zweite Handschuh?“, murmelte er ungeduldig. Nachdem er komplett angezogen war, rannte er aus dem Haus. Vor der Tür blieb er kurz stehen und staunte: Über dem kleinen Dorf mitten im Wald lag eine dicke Schneedecke und alles funkelte weiß.

Diese Zeit war für Willi die allerschönste im Jahr. Er liebte es, zur Weihnachtszeit durch das verschneite Dorf zu schlendern, um sich die schön geschmückten Häuser anzuschauen. Aus jeder Ecke ertönten leise Klänge und bei ihm zu Hause duftete es nach frisch gebackenen Plätzchen. 

Der Wichtel lief weiter zum Schuppen, um seinen Schlitten zu holen. „Hey Willi“, hörte er eine vertraute Stimme hinter sich, „willst du einen Schneemann bauen?“. Als er sich umdrehte, stand sein Freund Fred vor ihm. „Hallo Fred“, begrüßte er ihn, „fährst du mit mir Schlitten? Und danach bauen wir einen Schneemann?“ „Einverstanden. Das klingt nach viel Spaß“, gab Fred zurück. Kurze Zeit später sausten die beiden gemeinsam den Berg hinunter. Im ganzen Dorf konnte man ihr Lachen hören.

Am Rande des Sees machten Willi und Fred eine Pause. „Hier können wir den Schneemann bauen, dann hat er einen schönen Ausblick“, schlug Fred vor. Sie rollten drei große Schneekugeln und setzten diese schließlich aufeinander. „Hier! Im Wald habe ich Äste gefunden, das können seine Arme werden. Und diese Steine sind seine Augen“, erklärte Willi, als er mit seinen Fundstücken die Schneekugeln verzierte, „jetzt sieht er aus wie ein richtiger Schneemann.“

Erschöpft machten sich die beiden Wichtel auf den Weg zurück ins Dorf. Willi lud Fred ein, sich bei einer Tasse Tee und frisch gebackenen Plätzchen bei ihm zu stärken. Zu Hause angekommen, machten sie Feuer im Kamin und kochten Tee. Plötzlich ertönte ein lauter Schrei aus der Küche. „Fred, schau mal wie es hier aussieht! Und alle Plätzchen sind verschwunden!“, klagte Willi. Überall waren Backzutaten verstreut. Die Dosen, in denen Willi seine Plätzchen aufbewahrte, lagen kreuz und quer im Raum verteilt und waren – leer. 

„Weißt du was? Wir haben noch genug Zeit bis Weihnachten, wir backen einfach neue“, versuchte Fred seinen Freund zu beruhigen, nachdem auch er den ersten Schock überwunden hatte. Er wusste genau, wie wichtig seinem Freund die kleinen Naschereien waren. Jedes Jahr buk er mit viel Liebe viele verschiedene Sorten. Weit über die Grenzen des Dorfes hinaus kannte man ihn für seine Backkünste. Ohne Plätzchen gab es für Willi kein Weihnachten – so viel war klar! 

Während die Freunde begannen, das Chaos zu beseitigen, entdeckten sie etwas: Fußabdrücke im Mehl, so klein, dass man sie leicht hätte übersehen können. Sie folgten der Spur bis zur Hintertür und sahen einander an. Was hatte das wohl zu bedeuten? Überrascht stellten sie fest, dass die Fährte im Schnee weiter ging. Neugierig liefen sie den winzigen Fußstapfen hinterher. Bis sie schließlich vor einer windschiefen Hütte nahe des Sees standen. 

„Hier muss der Plätzchendieb sein Versteck haben“, stellte Fred fest, „und die Tür ist gar nicht verschlossen.“ Vorsichtig schlichen die beiden Wichtel hinein. Der Raum war leer, nur in der Ecke stand ein großer Sack. „Da sind meine Plätzchen“, flüsterte Willi seinem Freund überglücklich zu, „wir stibitzen sie uns einfach zurück“. Er schnappte den Sack – und hielt inne. Hatte er gerade ein leises Kichern gehört? Verunsichert schauten sie sich an. „Ich habe es auch gehört. Was war das?“, raunte Fred. 

Neugierig wie die Wichtel nun mal waren, machten sie sich auf die Suche nach dem Ursprung des Geräuschs. Nach kurzer Zeit fanden sie ihn: Auf dem Fensterbrett saß ein kleiner, kichernder Elf. „Ihr habt mich gefunden“, kicherte er. „Wie kannst du nur lachen? Du hast alle meine Plätzchen gestohlen. Das ist nicht witzig“, rief Willi aufgebracht. „Ich habe euch am See darüber sprechen hören, wie gut sie schmecken. Da habe ich Hunger bekommen und wollte auch mal probieren“, entgegnete der Elf kichernd, „deswegen bleiben sie auch hier bei mir.“ 

Er hüpfte auf Willis Arm und zwickte ihm so fest in die Hand, dass dieser aufschrie und den Sack wieder fallen ließ. Der kichernde Elf krallte ihn sich und wollte damit flüchten. „Aber du kannst sie doch nicht stehlen! Warum hast du nicht einfach gefragt? “ Willi war ganz außer sich. „Jetzt habe ich alle, das ist viel besser“, antwortete der Elf frech. Eine wilde Rangelei um den Sack begann. „Stopp! Aufhören, alle beide!“, ertönte auf einmal Freds Stimme. Und es funktionierte. Mit ruhiger Stimme schlug er schließlich vor: „Wenn ihr beide euch nicht einig werden könnt, bekommt sie keiner. Wir werden die Plätzchen dem Weihnachtsmann schenken. Er verteilt Jahr für Jahr so viele Präsente, aber niemand schenkt ihm etwas!“ Willi und der kichernde Elf schämten sich für ihr Verhalten – und stimmten kurz darauf zu.

Am Weihnachtsmorgen war Wichtel Willi so aufgeregt wie nie zuvor. Mit einem großen Satz sprang er aus dem Bett und stürmte zum Tannenbaum. Lauter Geschenke lagen darunter. Und ein Brief. Schnell zog er sich an und rannte aus dem Haus. „Fred“, rief er, „schau mal, der Weihnachtsmann war da. Er hat uns einen Brief geschrieben. Und unter dem Baum liegen viel mehr Geschenke als sonst.“ „Was steht denn drin?“, fragte sein Freund ungeduldig. Er öffnete den Brief und las ihn vor: „Lieber Willi, lieber Fred, ich danke euch von Herzen für die leckeren Plätzchen. Ihr habt mir damit eine große Freude gemacht. Obwohl ich so viele Geschenke verteile, bekomme ich selbst nie welche. Als Dank habe ich euch und dem kichernden Elf die ein oder andere Überraschung unter den Baum gelegt. Denn wer anderen Gutes tut, der hat selbst am meisten davon. Übrigens: Euer Schneemann hat jetzt auch eine Karottennase und eine Mütze ;-). Frohe Weihnachten wünscht euch euer Weihnachtsmann.“

Neuester Blogbeitrag