Jogi Löw hat die volle Verantwortung für das Ausscheiden der deutschen Kicker bei der EM übernommen. Musste er gar nicht. Ich bin nämlich auch schuld. Zumindest habe ich eine Teilschuld, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Ich bin zwar nicht sonderlich abergläubisch, beim Fußball aber irgendwie schon. Und deshalb hätte ich wissen müssen, dass es mit diesem Reithschen EM-Outfit mit einem Erfolg nichts werden kann. Nun habe ich Konsequenzen gezogen.

Von Steffen Reith

In der Euphorie des WM-Sieges von 2014 hatte ich 2018 vor der WM in Russland zwei neue Deutschland-Trikots gekauft. Eines in traditionellem Weiß und eines in Grün. Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nie grüne Klamotten trage. Gefällt mir nicht, sagt mir nicht zu, steht mir nicht. Deswegen weiß ich auch gar nicht mehr, was mich damals beim Kauf des Shirts geritten hat. Ich glaube, ich hatte sogar meinen Sohn Benedict Reith darum gebeten, mir ein Leibchen aus Malle mitzubringen.

Wie dem auch sei: Beide Hemdchen hatten schon vor drei Jahren nichts gebracht. Ausgeschieden in der Vorrunde. Ich hätte wissen müssen, warum!

Und ich hätte es nicht vergessen dürfen. Dieses Jahr trug ich beim 0:1 gegen Frankreich das weiße Trikot, beim 2:2 gegen Ungarn wechselte ich in der Pause von grün auf weiß, nun England auch wieder weiß. Gegen Portugal schaute ich angesichts der Temperaturen im Familienkreis mit freiem Oberkörper. Bei den anderen drei Spielen hatten wir Gäste. Denen wollte ich den dauerhaften Anblick meiner Halbnacktheit nicht zumuten. Doof, gell? Eigentlich sind quasi meine Freunde schuld.

Aber eines kann ich versprechen. Ich komme nächstes Jahr nicht mehr in die Verlegenheit, die alten Trikots aufzutragen. Sie sind nämlich weg. In der Tonne entsorgt. Mein Sohn Adrian Reith ist Zeuge.

Das soll aber noch lange nicht heißen, dass ich nächstes Jahr bei der WM alle Spiele mit freiem Oberkörper schaue. Die Spiele finden schließlich im Winter statt. Andererseits könnte ich ja bis dahin meinen Body trainieren. Dann würde sich mein Freundeskreis womöglich auch nicht so sehr mit meinem Anblick schwertun. Schauen wir mal. Es ist ja noch ein bisschen bis hin.

Apropos Versprechen: Hier gelobe ich feierlich und öffentlich, dass ich nie wieder ein Hühnerorakel manipuliere beziehungsweise neu drehe, wenn die Tierchen meines Vaters Claus Reith eine deutsche Niederlage prophezeien. Auch hier gibt es Analogien zum Jahr 2018. Auch hier lagen die Hühner immer richtig. Wir wollten es nur nicht wahrhaben, dass wir gegen Mexiko oder gar Südkorea verlieren könnten.

Vielleicht denken Kollege Bensing und ich uns auch fürs nächste Jahr ein anderes Schmankerl aus. Doch eines spricht natürlich für ein Orakel-Revival: Wir hätten nämlich schon einen schönen Namen für unsere Volontärin: Das wäre dann die Hähnchen-Paula. Angelehnt an ein Fünf-Sterne-Gourmet-Restaurant in der hessischen Rhön.

EM-Aus, Orakel-Debakel, falsche Klamotten: Vieles lief nicht gut in den vergangenen Wochen. Da freut es mich umso mehr, dass ich im hauseigenen Tippspiel das Viertelfinale erreicht habe. Gemeinsam mit Udo Kiefer und dem Team vom Autohaus Scheller, Frank Mackenroth (Vorstand VR Bank Fulda), den Bürgermeistern Jochen Vogel (Bad Brückenau) und Florian Fritzsch (Großenlüder), Bianca Gärtner (Fußboden Gärtner), dem Spangenberger Bürgermeisterkandidaten Andreas Rehm sowie Palliativ-Geschäftsführerin Elke Hohmann kämpfe ich um die Tipp-Krone.

Nein, ich habe bei der Auswertung nicht manipuliert. Habe ja schon beim Orakel beschissen.

Zur Sicherheit veröffentliche ich an dieser Stelle meine Viertelfinal-Tipps:

Schweiz-Spanien 1:2

Belgien – Italien 1:2

Dänemark – Tschechien 0:1

England – Ukraine 1:2

Hatte ich übrigens erwähnt, dass Kollege Bensing bereits nach der Vorrunde ausgeschieden war und deshalb in einen mehrwöchigen Urlaub entschwunden ist? Aber das ist eine andere Geschichte.

Irgendwie war die EM bislang doch nicht nur schlecht.

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