Corona-Gedanken, Teil XXXXX: Der Riss ist da

Ich mache mir Gedanken, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Das ist hier im Gedankenturm nichts Außergewöhnliches, so soll es im Prinzip auch sein. Das erwarten meine Kollegen von mir, das erwarten unsere Kunden von uns. Nicht zuletzt auch du, liebe Fangemeinde. Ich mache mir aber heute mal keine Gedanken, was ich als Thema für den nächsten lustigen Blogtext verwende. Ich sinniere darüber, ob und wie man den Riss kitten kann. Den durch Corona verursachten Riss, der Gesellschaft, Vereine, Freundeskreise und gar Beziehungen spaltet.

Von Steffen Reith

Fast zwei Jahre währt die Pandemie nun schon. Und ja, mir geht sie auch auf den Sack. Ich hatte ja an dieser Stelle immer wieder mal erwähnt, dass ich nach vielen Jahren auf der Überholspur dem trauten Heim beziehungsweise dem abendlichen Aufenthalt auf Couch oder Terrasse viel abgewinnen kann. Entschleunigen nach hartem Arbeitsalltag: Das ist eine feine Sache.

Das ist auch heute noch so: am Kaminfeuer Buch lesen, Musik hören und Nickerchen machen. So kann ich prima den Abend oder auch große Teile des Wochenendes verbringen. Da muss ich sagen: Mir fehlt nicht allzu viel. Und hier der kurze Werbeblock: Schaut euch auf Disney+ „Get Back“ an. Das ist ne achtstündige Doku über die Beatles, die im Film ihre letzte Platte aufnehmen und sich kurze Zeit später trennen. Das ist Zeitgeschichte pur und glänzend erzählt.

Aber das nur am Rande, außerdem ist es eine andere Geschichte. Ich komme also – wie gesagt – mit der aktuellen Situation noch immer ganz gut klar, bedaure aber natürlich volles Rohr, dass vieles ausfällt, auf das man sich freut. Nico zum Beispiel wollte am Samstag erstmalig in seinem Leben nach Dortmund ins Stadion. Pustekuchen! Wird nix! Schade für ihn. Muss er sich den Bayern-Sieg doch vorm Fernseher anschauen.

Es nutzt aber auch rein gar nichts, sich wie bockige Kinder zu benehmen und mit „Ich will aber“ unvernünftige Dinge zu tun oder Regeln zu brechen. Wir müssen akzeptieren, dass zurzeit viele lieb gewonnene Sachen nicht ratsam sind oder einfach nicht gehen. Meine Meinung. Freilich lasse ich auch andere zu. Wobei es mir verdammt schwer fällt, mich mit Impfgegnern auseinanderzusetzen oder Leuten zuzuhören, die die Seuche immer noch als „nichts anderes als ne Grippe“ abtun oder sich über Einschränkungen beschweren. Wer mich kennt, der weiß: Ich gehe eigentlich keiner Diskussion aus dem Weg. In diesem Bereich ist es mir mittlerweile oft zu mühevoll. Vielleicht bin ich beim Streiten außer Übung. Manchmal denke ich: „Lass sie einfach machen.“

Wobei das natürlich vollkommen falsch ist: Man muss seine Meinung schon kundtun, auch auf die Gefahr hin, dass man aneckt. Aber jeder, den man überzeugt sich impfen zu lassen oder zumindest mal mit seinem Arsch daheimzubleiben, verringert halt das Ansteckungsrisiko. Und da müssen wir ja hinkommen.

Es wird ja zurzeit Vieles erzählt, was nicht stimmt. Und als Medienmensch bin ich immer vorsichtig und checke –- wenn möglich – die Quellen von Corona-Stories. Mit irgendwelchen Kacheln in den Sozialen Medien oder im WhatsApp-Status kann ich beispielsweise gar nichts anfangen. Aber die folgende Geschichte ist verbrieft: Eine Frankfurterin, gesetztes Alter und Wurzeln in Osthessen, hat kürzlich ihren Gatten rausgeschmissen. Der hatte sich erdreistet, sich heimlich gegen Corona impfen zu lassen. Das ist schon heavy! Oder?

Es ist alles schwer, ich weiß: Und natürlich bin ich froh, dass ich mit Mitte 40 schon einiges erlebt habe. Meine Söhne – besonders der sehr lebensbejahende Adrian Reith – tun mir schon recht Leid. Adrian Leid, quasi. Mit 20 hätte ich sicher größere Probleme mit Lockdown und Pandemie gehabt.

Wie gesagt: Wir müssen das Beste aus der Situation machen, auch wenn die Dauer der Pandemie mittlerweile schon eine hohe Zermürbungsstufe erreicht hat. Und wenn dir jemand mal so richtig auf den Sack geht, dann schau dir die Beatles auf Disney+ an. Die zeigen dir zumindest, wie man sich vernünftig trennt.

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