Da sitzen sie: die zwei. Verliebt wie am ersten Tag. In ihrem eigenen Nest haben sie es sich so richtig bequem gemacht. Sie kuscheln sich intensiv aneinander und geben vor Freude sogar kleine Glucksgeräusche von sich. Die Rede ist nicht von meinem Partner Joni W. und mir, liebe ständig wachsende Fangemeinde, sondern von Marianne und Thorsten. 

Von Paula Mainusch 

Marianne und Thorsten sind Jonis und meine ungewollten Haustiere. Sie sind ein Taubenpaar. Seit ein paar Wochen haben sie es sich auf den Dachbalken unseres Balkons bequem gemacht. Ohne Zweifel kann ich sagen: Die fühlen sich nicht nur pudelwohl, sondern wie zuhause. Sie richten ihr Domizil Tag für Tag mit neuem Ast-Mobiliar ein, holen manchmal paar Freunde zu den gegenüberliegenden Balken und: nutzen ohne zu fragen unseren Balkon als Toilette. 

Bei denen piept’s wohl gewaltig! Erst dachten wir, dass Marianne und Thorsten nur mal kurz schauen wollen, wie Joni und ich so leben. Aber nein: Denen hat es bei uns gleich so gut gefallen, dass sie direkt geblieben sind und sich uns als Marianne und Thorsten vorgestellt haben. Vielleicht piept’s ja mittlerweile eher bei Joni und mir. Wir stellen bei gegenseitiger Untersuchung auch schon Taubheitsgefühle bei uns fest. So weit ist es schon! Aber das ist eine andere Geschichte, mit der ich mich jetzt wirklich nicht auseinandersetzen möchte.

Eigentlich sind mein Freund und ich total tierlieb. Aber Marianne und Thorsten sind morgens um 5 schon fidel. Dabei unterhalten sie sich lautstark. Ungefähr so: „Gurr, gurr“ und „gurr, gurr, gurr“. Die nehmen das Sprichwort „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ einfach zu ernst. Und das halten Joni und ich nicht mehr aus. Deshalb haben wir beschlossen, Marianne und Thorsten das nie vereinbarte Mietverhältnis zu kündigen.

Und zwar, indem wir einen neuen Mieter auf unseren Balkon haben einziehen lassen. Sein Name: Gustav. Seine Gattung: Plastik-Rabe. Er ist einer der Kategorie „harte Jungs“, mit denen man sich besser nicht anlegen sollte. Unser Plan: Gustav soll im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel abschießen. Vielleicht nicht abschießen – aber vertreiben wäre schön. Gustav sieht so furchteinflößend aus, dass Marianne und Thorsten sich bestimmt in den nächsten Tagen denken: „Gurr, oje, wir packen mal besser, gurr, schnell unsere Sachen und verschwinden.“ 

Naja was soll ich sagen. Bis jetzt hat sich noch nicht viel getan. Marianne und Thorsten genießen immer noch die Zweisamkeit auf unseren Balkon-Balken und sind entzückt über das Gefühl, dem Darm einfach mal freien Lauf zu lassen … 

Und wenn du jetzt denkst: „Die Paula schreibt so komisches Zeug. Die hat wohl ne Meise.“ Dann sage ich: Nein, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Ich habe keine Meise. Ich habe Tauben. Und die sind ein gewaltiges Problem. 

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