I’m On Fire – Von sexueller Lust und Mülltonnen

bensing und reith lagerfeuer tonne
Bei Lagerfeuer kommt die Nachbarschaft zusammen.

„I’m On Fire“: So lautet der Titel eines Songs von Bruce Springsteen. Der Text handelt von sexueller Lust. Um Feuer geht es auch hier und heute im neuesten Blogbeitrag.

Von Nico Bensing

Ich liebe Feuer. Denn wer im Winter den Schnee und die Kälte um sich hat, der freut sich über jede Flamme, die da lodert. Deshalb veranstalte ich beinahe jährlich ein kleines Lagerfeuer, lade Freunde und Familie auf eine große Wiese ein, kaufe Getränke und ein bisschen was zu knabbern. Die Leute kommen gern, um sich ums Feuer zu stellen und sich einen rein zu schütten. Das ist meist ganz gut für den Gemeinschaftsgeist und hallt immer noch eine ganze Weile nach. Beim letzten Mal saßen die Hartgesottenen bis morgens um halb sieben, als die Flammen längst der Glut gewichen waren und die guten Gespräche dem besoffenem Geschwätz. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mein Nachbar war beim letzten Feuerchen jedenfalls nicht dabei. Und deshalb dachte er sich wohl Anfang dieser Woche, dass er so was ja auch mal veranstalten könnte. Was er dann auch tat. In der Umsetzung und vor allem in der Inszenierung, das muss ich ihm wirklich lassen, hatte sein Feuer dem meinigen einiges voraus.

Eine Wiese hatte sich der Nachbar nicht raus gesucht – er nahm einfach seinen Hof. Eingeladen hatte unser Nachbar auch niemanden – denn wenn das Feuer brennt, kommen die Leute von ganz alleine. Und Getränke gab es jetzt auch nicht wirklich, dafür aber eine herrliche Show.

Was war passiert? Als es in der Nacht gegen halb vier einen ordentlichen Knall gab, hatte noch niemand damit gerechnet, dass wir gleich alle vereint um ein Feuer stehen würden und sich die Nachbarschaft mal wieder etwas näher kommen würde. Ich zumindest war ziemlich verdattert und musste mich erst einmal kurz orientieren. Nach einem fachmännischen Blick aus dem Fenster war mir dann aber klar: Der Nachbar veranstaltet im Hof ein Feuer. Was genau er da verbrannte, konnte ich nicht sehen. Also beschloss ich, mal lieber nachzuschauen, denn auch meinen Nachbarn konnte ich nirgends sehen.

Bevor ich den Glühwein aufstellte, klingelte ich also kurz bei ihm durch. Er, ganz der Entertainer, tat so, als wüsste er von nichts. Wenige Sekunden später eilte er heraus, den Feuerlöscher in der Hand. Und noch einmal ein paar Sekunden später gesellte sich auch noch ein weiterer Nachbar hinzu, mit einem noch größeren Feuerlöscher in der Hand. Was für eine Show! Sämtliche Frauen und Kinder aus der Straße waren aus den Betten und sprichwörtlich aus dem Häuschen und näherten sich dem Feuer. Der Entertainer hatte es geschafft: Die gesamte Nachbarschaft war vereint.

Und was brannte da? Seine Mülltonne. Sie war explodiert (daher der laute Knall) und brannte vollkommen nieder. „Bitte keine heiße Asche einfüllen“ steht also nicht umsonst auf den Tonnen.

Was lerne ich daraus, liebe ständig wachsende Fangemeinde? Erstens: Eine gute Show lässt sich auch nachts um halb vier in Unterhose veranstalten, wenn sie gut inszeniert ist! Und zweitens: Wenn eine Mülltonne „on fire“ ist, dann kann sie zwar (bei den meisten Leuten) keine sexuelle Lust hervorrufen, aber immerhin die Nachbarschaft zusammenbringen. Das hat Bruce Springsteen nicht geschafft.

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