Steffen allein im Turm – sehr geil, aber nicht immer

So schnell kann es gehen. Kaum ist unser Unternehmen ein gutes Jahr auf dem Markt, schon nimmt sich der junge Kollege tatsächlich die Frechheit heraus, in den Urlaub zu gehen. Und das nicht mal kurz über das Wochenende oder so. Nö, Skifahren ist Herr Nico Bensing. Volle vier Tage lässt er es sich gut gehen, während ich mir hier im Gedankenturm den Arsch aufreiße. Dabei bin ich auch noch sterbenskrank. Hab Fieber, Schüttelfrost, das volle Programm. Aber während der Kollege ganze Blogtext-Serien über einen leichten Infekt abschießt und alle Welt um Mitleid bittet, leide ich still und arbeite weiter. So schaut es aus, liebe ständig wachsende Fangemeinde.  Der Senior ist das harte Schwein in diesem Verbund. Warum ich so gut klar komme (oder auch nicht), erkläre ich euch jetzt. 

Von Steffen Reith

Bei den jüngeren Fans unseres Formates ist es noch nicht so lange her. Und auch die älteren werden sich erinnern. Es war schon eine Freude, wenn die Eltern in den Urlaub fuhren. Und man selbst musste nicht mit. Da konnte man daheim so richtig schalten und walten wie man wollte, lud sich Freunde zum Chillen und zum Feiern ein und räumte dann genau einmal auf. Kurz bevor die Eltern aus dem Urlaub kamen.

Meine Söhne hatten vor zwei Jahren übrigens mal ganz vergessen, dass es ihre Eltern überhaupt gibt. Da war bei der Heimkehr aus dem Urlaub nämlich nichts in Ordnung gebracht. Leere Flaschen stapelten sich auf der Terrasse, im Wohnbereich und in der Bar. Hat ganz schön geraucht damals. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nunja, was will ich damit sagen? Die Cleveren unter euch haben mich schon verstanden. Mir geht es zurzeit  wie den Jugendlichen, deren Eltern gerade weg sind.

Keiner da, der irgendwie kritisiert, weil es zu warm oder zu kalt hier im Gedankenturm ist.

Keiner da, der sich über des Fernsehprogramm echauffiert. Wie oft habe ich beispielsweise den Satz „sky Sport News ist langweilig, die reden dauernd dasselbe“ gehört.

Keiner da, dem die (Schlager-) Musik nicht passt.

Keiner da, der sich darüber mokiert, dass ich immer mal wieder auf der Dschungel-Camp-Seite bin, um Neues von Yotta, Evelyn, dem Currywurstman oder Peter Orloff zu erfahren. Letzteren kenne ich übrigens noch aus der Hitparade. Da kann sich der Kollege mal ne Scheibe abschneiden.

Keiner da, der sagt: „Wir müssten mal den oder den anrufen!“

Keiner da, der den Lichtschalter nach Verlassen des Büros anlässt.

Keiner da, der die Balkontür aufmacht und dafür sorgt, dass ich kalte Füße kriege. Kein Wunder, dass ich dauernd erkältet bin.

Es ist auch keiner da, der mir den Rang in der Gunst unserer Vermieter abläuft. Zur Erinnerung und Information: Die Vermieter sind auch gleichzeitig meine Eltern.

Heute Morgen habe ich mich trotz Erkältung zu unserem freitäglichen BNI-Netzwerktreffen geschleppt. Da stehe ich schlotternd und mit tränenden Augen und werde dabei fast 20-mal gefragt: „Geht es dem Nico wieder besser?“

Es ist halt dummerweise auch keiner da, den ich mal fragen kann, wenn irgendeine Technik nicht funktioniert.

Es ist auch keiner da, der mir den richtigen Smiley auf der Tastatur zeigt.

Es ist auch keiner da, der mir einen Kaffee mitmacht.

Es ist auch keiner da, der selbstgemachte Plätzchen seines Opas mitbringt.

Und es ist keiner da, der mir einen Tipp gibt, wenn ich mich bei einer Formulierung schwer tue.

Und es ist keiner da, der meine Texte Korrektur liest.

Irgendwie ist auch keiner da, mit dem ich mal über Fußball oder andere wichtige Dinge des Lebens reden kann.

Irgendwie ist die ganze Zeit keiner für alles da.  Auch blöd!

Deshalb freue ich mich schon auf Montag, wenn Bensing & Reith wiedervereinigt sind.

Kinder freuen sich ja irgendwie auch, wenn Eltern aus dem Urlaub kommen.

Selbst meine! Hoffe ich jedenfalls.

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