Bensing – beliebt und nicht beleibt

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Blogbeitrag: Bensing – beliebt und nicht beleibt.

Kollege Bensing hat schöne Musik aufgelegt (Parquet Courts – nie vorher gehört, aber ziemlich cool), um den Alt-Kollegen – also mich – in unserem Gedankenturm zu einem ebenso schönen Text zu animieren. Ja, liebe ständig wachsende Fangemeinde, Bensing & Reith schwätzen bekanntlich schon lange nicht mehr über die WM. Darüber wurde alles gesagt. Auch von uns. Wobei das Özil-Thema uns schon auf den Nägeln brannte. Aber jetzt schreiben wir wieder. Und zwar über die wahren wichtigen Themen im Leben. Das Zwischenmenschliche, das Miteinander, funktionierende Beziehungen, das Leben zu zweit an sich. Also: Zum Beispiel über unsere Bürogemeinschaft, die mittlerweile schon mehr als ein halbes Jahr währt. Und dies weitgehend ohne Streit. Läuft alles ziemlich rund bei uns. Und dabei sind wir jetzt gerade schon im siebten Monat. Viele werden sich wundern. Wie kann man mehr als ein halbes Jahr ohne Streit mit mir, der sonst keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht, bestehen? Es geht. Ich tippe, es ist Altersmilde – meinerseits.

Von Steffen Reith

Die Rollenverteilung in der Kommunikationsagentur Bensing & Reith war klar. Hier der routinierte Reith, also ich, der Hinz und Kunz kennt und ein bisschen reden kann. Wobei ich bei den Podcasts während der WM fürchterlich über meinen Dialekt (hessisch, fuldisch, osthessisch – keine Ahnung) erschrocken war. Aber das ist eine andere Geschichte. Naja, Reith also der Außenminister und Repräsentant von Bensing & Reith – so war es geplant. Ach so: Texten kann ich auch noch. Das wollen wir mal nicht vergessen.

Nico hingegen ist ein Multi-Talent. Layouten, schreiben, gestalten, Homepages bauen, Filme schneiden, Tonspuren bearbeiten – alles kein Problem für Herrn Bensing. Deshalb habe ich ihn mir ja als Partner ausgesucht. Ich wusste ja, was er kann. Denn unsere Verlobungszeit einst in der Schlüchterner Redaktion hatte ja super funktioniert. Wobei ich ja damals Nicos Chef und Ausbilder war. Die Rollenverteilung war anders – damals. Anders als jetzt. Jetzt ist sie quasi anders herum.

Wer noch nicht in unserem Gedankenturm zu Besuch war, der sollte mal vorbei kommen. Wir hausen in meinem ehemaligen Wohnzimmer, die Schreibtische gegenüber platziert. Nico sitzt – warum wohl – in der Dachschräge. (Wo ist noch mal der lachende Smiley?) Von dort aus lenkt er die Geschicke der Agentur: „Ich habe das mal so gemacht“, „Ich hab das mal bestellt“, „Ich habe deinen Text geändert“ – Standardsätze, die ich täglich höre. Das ruft er mir meistens dann zu, wenn ich die Tassen und das restliche Geschirr spüle.

Nico kickt ja bekanntlich für meinen Heimatverein Helvetia Kerzell. Wenn ich die Spiele beobachte, muss ich mich immer wundern, wie viel er während der 90 Minuten läuft. Das macht er hier im Gedankenturm so gar nicht. Besonders montags – am Tag nach den Helvetia-Spielen – streckt er alle Viere von sich, legt die Beine auf den Schreibtisch und schaut mich treu an wie ein Schoßhündchen, das ein Leckerli haben möchte. Und schon laufe ich los, mache ihm seinen Kaffee, fülle ihn mit der gewünschten Portion Milch auf und bringe die Tasse dann an den Platz in der Dachschräge. Denn dort sitzt – beziehungsweise liegt – ja der Nico. Warum wohl in der Dachschräge? (Denkt euch einfach den augenzwinkernden Smiley. Ich finde ihn gerade nicht. Und Nico kann ich ja wohl schlecht fragen.)

Der Gedankenturm – also der Sitz unserer Agentur – befindet sich ja bekanntlich unter dem Dach meines Elternhauses. Meine Eltern sind mit Anfang 70/Ende 60 noch recht jung – zumindest wenn man bedenkt, dass ich schon bald ins sechste Lebensjahrzehnt einbiege. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls sind Opa und Oma Reith recht zufrieden mit ihren neuen Mietern und sehr an der Entwicklung unseres Unternehmens interessiert. Gerne laden sie uns auf eine Tasse Kaffee und die nicht fehlen dürfenden Süßspeisen ein. Während ich mit einem freundlichen „Hallo“ (Mutter) oder einem „Unn?“ (Vater) begrüßt werde, wird mein Kollege geherzt, gedrückt, gestreichelt, als sei er das Familienmitglied und nicht ich. „Nico, komm, iss noch was“ ist mittlerweile Standardspruch im Reithschen Erdgeschoss. Wenn der Kerl sonntags nicht so viel rennen würde, hätte er im Gedankenturm bestimmt schon zehn Kilo zugenommen. Das könnte man dann ein „Sieben-Monats-Kind“ nennen.

Nico ist halt beliebt statt beleibt – alle Menschen wickelt er mit seiner freundlichen und höflichen Art um den Finger. Die Frauen aus meinem Freundeskreis (durchaus älter) fragen regelmäßig, wie es meinem Partner geht. Und auch bei der Kundschaft und der Akquise stiehlt er mir so nach und nach die Schau. Neulich hat er schon ganz alleine einen Auftrag an Land gezogen. Ich frage mich so langsam, was ich hier noch machen soll. Bleiben wir zusammen, bis ich 65 bin, dann haben wir bislang ein gemeinsames halbes Jahr absolviert – und noch 33 weitere vor uns. Ich kann doch nicht bis zur Rente nur noch Kaffee machen und Geschirr spülen. Da muss sich der Chef mal Gedanken machen hier bei uns im Turm. Ich könnte ihm dabei ja ein bisschen nette Musik auflegen. Helene Fischer oder so.

Eines noch: Unsere Umfrage, was wir als nächstes machen sollen, läuft natürlich weiter. Zurzeit wünschen sich die meisten Fans, dass wir uns betrinken und dabei filmen. Sehr witzig, wer hätte das gedacht? Macht mit bei der Umfrage!

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