Bensing & Reith in Quarantäne

Nico ist in Quarantäne – zum Glück symptomfrei.

Bensing & Reith in Quarantäne – es ist wirklich wahr. Doch du kannst durchatmen, liebe ständig wachsende Fangemeinde. Denn nicht die ganze Firma ist lahmgelegt, Steffen darf sich weiterhin unter die Leute mischen – es hat nämlich einen anderen Reith getroffen, seinen Filius Adrian. Für mich gestaltet sich das Leben und Arbeiten derzeit allerdings schwierig. Deshalb gibt es endlich mal wieder einen Blogtext aus dem Bereich „Bensing probiert aus“: mein Erfahrungsbericht aus der Quarantäne.

Von Nico Bensing

Die gute Nachricht vorneweg: Ich fühle mich gesund, habe keinerlei Symptome, kann noch schmecken und rieche auch noch gut. Die schlechte Nachricht: Ich bin in Quarantäne – oder wie es auf Amtsdeutsch heißt: in Absonderung.

Warum?

Ganz einfach: Weil ich Fußball gespielt habe. So lässt es sich jedenfalls auf den Punkt bringen.

Vergangene Woche Mittwoch hat mein Verein, die SG Kressenbach/Ulmbach, beim Pokalderby gegen die SG Schlüchtern den Kürzeren gezogen: Wir verloren mit 2:4, absolut verdient übrigens. Ich persönlich habe ungefähr so gespielt wie Kollege Steffen Fahrrad fährt: eher so semi mit einigen Tiefpunkten.

Unsere Schlappe ist zu verkraften, schwerer wiegt die Quarantäne, die circa 50 Leute auferlegt bekommen haben. Denn die Regeln des Gesundheitsamtes lauten so: Stellt sich heraus, dass ein Spieler, der auf dem Platz stand, infiziert ist, so müssen alle anderen Spieler, die ebenfalls auf dem Platz standen, in Quarantäne. Und genau das war einige Tage nach dem Duell beim Gegner der Fall: Corona-Infektion bei gleich zwei Spielern. Heißt: Die komplette SG Schlüchtern sitzt zuhause, genauso wie alle Spieler von uns. Und natürlich das Schiedsrichtergespann.

Das sind allerdings doch keine 50 Leute, oder? Richtig. Aber: Sogar ein Reith sitzt in Quarantäne, nämlich Steffens Junior Adrian. Er hatte ebenfalls zu einem dieser Fußballspieler Kontakt – in der Berufsschule. Deshalb ist auch die ganze Klasse zum Zuhausebleiben verdonnert. Da sieht man mal, was das für Kreise zieht … Ganz davon abgesehen, dass ich erst vier Tage nach dem Spiel informiert wurde und bis dahin natürlich noch Kontakt zu anderen Menschen hatte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Du denkst jetzt vielleicht: Super, machen die alle mal schön zwei Wochen chillimilli und kicken danach wieder geschmeidig Fußball.

Nein. Denn: Welch Rattenschwanz das nach sich zieht, will ich jetzt aufzeigen: Ein Mannschaftskollege von mir pflegt seine Oma, der ist momentan recht hilflos und weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Ein anderer Mannschaftskollege hat dafür gesorgt, dass seine Freundin nicht mehr arbeiten darf (sie ist Lehrerin), außerdem seine Tochter, die gerade eingeschult wurde, nicht mehr in die Schule darf, und sein Sohn nicht mehr in den Kindergarten darf. Ich sage dir: Dort herrscht ganz viel Verständnis für seine Fußballleidenschaft.

Nicht!

Genauso wie sicherlich bei den ganzen Arbeitgebern meiner Quarantäne-Kollegen.

Ebenfalls nicht!

Und was mache ich? Ganz schön viel telefonieren, das steht fest: Ich musste etliche Termine verschieben, umorganisieren oder sogar ganz absagen. Als Selbstständiger ist es ganz schön blöd, zuhause eingesperrt zu sein. Klar, ich bin glücklicherweise nicht allein, da ist ja immer noch Steffen. Aber der kann sich ja auch nicht um alles kümmern und meine Abwesenheit komplett abfangen. Und wehe, wenn er noch mal aufs Rad steigt – dann wird aus Bensing & Reith ganz schnell Quarantäne und Krankenhaus.

Das sind übrigens nur drei Beispiele von den geschätzt 50 Quarantäne-Fällen. Und deshalb frage ich mich: Wie sollen wir unter diesen Umständen die Fußballsaison auch nur annähernd zu Ende spielen können? Das ganze Konstrukt steht auf so wackeligen Beinen, die hat sonst nur Kollege Reith auf dem Rad. Aber im Ernst: Wir verpassen jetzt schon mal die ersten drei Spiele – genau wie Schlüchtern. Wann soll das alles nachgeholt werden? Und welcher Arbeitgeber macht das mehr als einmal mit?

Ich bin der Meinung: Die Saison gehört jetzt schon wieder abgebrochen, bevor es noch mal 50 Menschen trifft – und bei einem Doppelspieltag sogar 100 oder noch mehr. Die schönste Nebensache der Welt ist halt keine coronafreie Zone. Sicherlich ist zu diskutieren, ob die Sonderstellung, die der Fußball innehat, sinnvoll ist. Sicherlich ist auch zu diskutieren, ob die Regelung des Main-Kinzig-Kreis-Gesundheitsamtes, dass gleich alle auf dem Spielberichtsbogen in Quarantäne müssen, sobald nur ein einziger infiziert ist, ebenfalls zu diskutieren. Ich jedenfalls weiß: Noch mal kann ich mir es nicht erlauben, wegen eines Fußballspiels für 14 Tage in Quarantäne geschickt zu werden und nicht richtig arbeiten zu können.

Den beiden Erkrankten wünsche ich freilich, dass sie schnell und vollständig ohne Folgeschäden gesunden. Den Quarantäne-Fällen drücke ich die Daumen, dass sich niemand infiziert hat. Und sobald mein Testergebnis da ist, gebe ich natürlich Bescheid. Denn ich weiß ja: Du machst dir große Sorgen um mich.

Tschüss aus der Absonderung!

Update: Gute Nachrichten: Die Testergebnisse von Steffens Junior Adrian und von mir sind negativ. In Quarantäne müssen wir trotzdem bleiben.

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