Das „Mauerblümchen“ kann wieder aufblühen

bensing und reith
Die Fastenuhr ist fast abgelaufen

Die Fastenzeit geht dem Ende entgegen, die Blicke Richtung Uhr werden immer entspannter, spätestens am Samstagabend darf ich wieder Fleisch und Wurst essen. Und Bier trinken. Eigentlich: Denn aus letzterem wird (leider) schon mal nix. Ich, der Fastenheld Osthessens, des Main-Kinzig-Kreises und selbstverständlich auch des gesamten Vogelsbergs schlechthin, muss im Entsagungs-Dreikampf zumindest in einer Disziplin in die Verlängerung gehen. Warum? Das erfahrt ihr im letzten Teil unseres Fastenblogs.

Von Steffen Reith

Wer mich kennt, der weiß, dass ich eher der zurückhaltende und scheue Typ bin. Zu selbstbewusstes Auftreten in der Öffentlichkeit oder gar Prahlerei liegen mir fern. Ich berichte eigentlich auch nicht gerne über mich oder stehe gerne im Mittelpunkt. Der Begriff „Mauerblümchen“ passt zu hundert Prozent zu mir. Von daher war dieser Fastenblog die eigentliche Qual für mich in der Zeit von Aschermittwoch bis Karfreitag (Verdammt, Nico: Wo liegt der augenzwinkernde Smiley auf der Tastatur?). Ständig über sich selbst, Familienmitglieder, Freunde und Kollegen schreiben, ist aber in der Tat gar nicht so einfach. Schwerer jedenfalls als gedacht. Und regelmäßig sich selbst oder Nahestehende durch den Kakao ziehen? Wer macht das schon gerne? Das geht nur, wenn es die ständig wachsende Fangemeinde unseres Blogs halt wünscht.

„Lieber einen Freund verlieren als einen guten Witz“ hat einst schon der römische Satiriker Horaz (65 – 8 vor Christus) gesagt. Die Älteren unter euch werden sich erinnern. Leicht abgewandelt heißt das, dass man für einen guten Gag halt auch mal sich selbst oder eben die Mutter verscheißern muss. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich muss jetzt ehrlicherweise gestehen, dass ich mir der Konsequenzen meiner Entsagungszeit gar nicht so bewusst war. Mit meinem Kollegen Nico Bensing (vielen Dank für deine Geduld, Schatzi) hatte ich bei uns in Redaktion/Agentur/Werkstatt/Gedankenturm gesessen, um zu entscheiden, dass ich jetzt mal für einige Wochen Vegetarier werde. Etwas unüberlegt, aber so isser halt, der Steffen. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich schon durchziehe, was ich mir vorgenommen habe. (Kleiner Anflug von Prahlerei).

Jedenfalls kann ich auch gut ohne leben. Naja. Die Berge von Bratwürstchen, die es bei der Pinkelparty meines Ex-Kollegen oder beim Geburtstag meines Hausarztes gab, haben mich durchaus in Verlegenheit gebracht. Genauso wie die Schweinshaxen bei meiner Döt (Patin/Got) oder die Tröster-Würstchen nach der jüngsten Beerdigung.

Generell ist der Verzicht auf Fleisch (beim Essen!) aber eine gute Sache. Man fühlt sich nicht so schwer (ich bin dauerhaft unter 90 Kilo), hat kein schlechtes Gewissen wegen toter Tiere und ernährt sich halt auch gesünder. Ich werde jetzt nicht generell auf Fleisch (auch nicht beim Essen!) verzichten. Aber ich werde es reduzieren. Das ist gewiss!

Kleine Anekdote noch kurz vor Schluss: Mein Vater Claus, Deutschlands berühmtester Kleintierzüchter, hat ja meine Fastenzeit interessiert verfolgt und mir eines Abends sogar die Veggie-Würstchen mit zubereitet. Jetzt hat er doch neulich ohne Vorankündigung in Abrede gestellt, dass mein Verzicht eine große Leistung war. „Was ist denn daran schwer?“, hat er allen Ernstes gefragt. Das von dem Mann, der ne halbe Bauernwurst zum Frühstück isst. Er will mir nächstes Jahr mal vormachen, wie man richtig fastet.

Nun noch die Auflösung, warum ich trotz Ende der Fastenzeit erst mal kein Bier trinken werde. Voller Stolz hatte ich ja überall verkündet (jaja, das Mauerblümchen), dass ich aufgrund meiner vegetarischen Ernährung nicht einen Tag erkältet war. Nun aber – so kurz vor Schluss – hat es mich doch erwischt. Antibiotika und Verzicht auf Alkohol wegen einer Krankheit, die mir echt auf den Sack geht.

Nun ja, auch das wird vorbei gehen. Vorbei ist nun auch der Fastenblog. Aber Nico und ich lassen uns was Neues einfallen, um die ständig wachsende Fangemeinde weiter zu unterhalten. Versprochen!

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