Gutes Rad ist teuer

Urlaub, liebe ständig wachsende Fangemeinde! Das ist es, was ich hatte. Doch jetzt bin ich zurück – und froh, wieder hier zu sein. Denn es ging ziemlich turbulent zur Sache.

Von Nico Bensing

Heidewitzka! Zwei ganze Wochen war ich außer Dienst, ist aber alles schon wieder vorbei. Die Kollegen sind recht gut ohne mich klargekommen, muss ich feststellen, auch wenn sie mich durchaus arg vermisst haben.

Meinen Urlaub habe ich freilich mit Anni S. sowie mit unserem Hund Emmi verbracht. Wir waren auf dem Herzberg-Festival, in Italien am Iseosee, im Kino und in zwei Vorführungen der Hersfelder Festspiele. Die 14 Tage waren also recht gut gefüllt, könnte man sagen.

Doch das war noch nicht alles. Ich hätte nämlich vor Wut ein Rad schlagen können. Mein Rad, um genau zu sein. Hab ich aber nicht gemacht. Tut wahrscheinlich auch weh, gegen so eine Felge zu hauen.

Du willst wissen, was passiert ist? Dann gut aufgepasst: Auf dem Heimweg vom Herzberg-Festival klackert es plötzlich im Auto. Anni S. und ich verorten das Geräusch mittig im Motorraum. Beim Gas geben ist es weg, im Leerlauf kaum zu hören, aber bei eingelegtem Gang zweifelsohne vorhanden.

Also fahren wir rechts ran, schauen, prüfen, tasten, hören, riechen. Aber wenn man keine Ahnung hat, bringt all das herzlich wenig. Deshalb rufe ich meinen Onkel an, er ist ein Auto-Vollprofi.

Nico: „Es klackert beim Fahren, aber nur mit Gang, im Leerlauf weniger, und wenn ich Gas gebe, dann ist es ganz weg.“

Onkel: „Könnte die Radaufhängung sein. Schau mal, ob eine Felge deutlich wärmer ist als die andere.“

Nico: „Ja, die rechte ist ziemlich heiß. Links ist alles cool.“

Onkel: „Ja, dann sollte es so sein. Fahrt langsam und vorsichtig nach Hause, da besteht keine akute Gefahr. Manche düsen ein ganzes Jahr lang mit kaputter Radaufhängung durch die Gegend.“

Gesagt, getan. Aber schon kurz darauf wird das Klackern immer lauter, die Sorge größer. Also beschließen wir, erneut rechts ran zu fahren.

Doch so weit kommt es nicht: Es tut einen Schlag, kratzt und schleift ganz schrecklich – und wir rollen langsam in die Parkbucht einer Bushaltestelle.

Fakt ist jedenfalls: Das Geräusch kam weder mittig aus dem Motorraum noch von rechts, wo wir die kaputte Radaufhängung vermutet hatten.

Wir steigen aus, laufen ums Auto – und sehen: Das linke Rad ist ab. Komplett. Sieh selbst:

Alle Schrauben sind ab. Glücklicherweise ist das Rad nicht komplett aus dem Radkasten gerollt – sonst wäre der Schaden viel größer gewesen.

Und weil wir keine Ahnung haben, ob dabei noch etwas anderes kaputt gegangen ist, schrauben wir das Rad nicht einfach wieder dran und fahren weiter, sondern rufen den ADAC.

Weil es Sonntag ist und der Abschleppmeister sich eigentlich einen schönen Abend mit seiner Frau versprochen hatte, macht er die Fahrt von Schlitz-Queck nach Schlüchtern kurzerhand zu einer romantischen Spazierfahrt mit seiner Liebsten. Heißt für uns: Wir nehmen auf der Laderampe in unserem Wagen Platz und beobachten die Szenerie von hinten. Sieh hier:

Wer erkennt, an welcher Ausfahrt wir hier vorbeifahren? Logo: die nach Kerzell!

Klar ist uns jedenfalls: Erstens hatten wir ein Schweineglück! Wäre das auf der Autobahn bei hoher Geschwindigkeit passiert – nicht auszumalen. Zweitens ist damit der Italien-Urlaub stark gefährdet, schließlich wollen wir am nächsten Tag losfahren.

Aber erst mal abwarten, was die Mechaniker in der Werkstatt meines Vertrauens sagen werden. Und da höre ich am Folgetag diese interessante Neuigkeit.

Werkstatt-Chef: „Immer vorne links.“

Nico: „Hä?“

Werkstatt-Chef: „Wenn das passiert – ich kann es nicht erklären –, dann immer vorne links.“

Diagnose: Die Schrauben hatten sich einfach gelöst. Ansonsten fehlt dem Auto nichts, es ist komplett ganz. Und falls jetzt jemand denkt, da seien beim Reifen wechseln die Schrauben einfach nicht richtig angezogen worden, dem muss ich antworten: Hab ich auch gedacht.

Aber das sei ja schon vier Monate her, betont der Werkstatt-Chef, so etwas passiere nur unmittelbar nach dem Räderwechsel, aber nicht erst ein Vierteljahr später.

Und können wir das Ding jetzt einfach wieder drauf schrauben und in den Italien-Urlaub düsen? Nein, denn die Felge hat’s erwischt, die muss ausgetauscht werden. Und die kostet nicht wenig – gutes Rad ist eben teuer.

Aber einen guten Rat hat der Werkstatt-Chef dann auch noch für uns parat: „Macht doch die Winterreifen drauf.“

Warum eigentlich nicht? Also haben wir sicherheitshalber alle Schrauben ausgetauscht, um dann mit Winterreifen unsere Reise in den Süden anzutreten.

Was da so alles passiert ist, das erzähle ich vielleicht ein anderes Mal. Das ist eine andere Geschichte. Nur so viel: Der Schraubenschlüssel war unser permanenter Begleiter.

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