Nichts für schwache Nerven: ein echter Kriminalfall

Wer zartbesaitet ist, den muss ich warnen. Denn diese Geschichte ist nichts für schwache Nerven. Wir sprechen heute über einen echten Kriminalfall, der sich im Hause Reith – besser gesagt im Auto Reith – zugetragen hat. Er hält meine Familie und meine Kollegen seit Wochen auf Trab. Und weil wir keine Spur haben und der Lösung kein Stückchen näher gekommen sind, mache ich den Fall nun öffentlich. Und ich setze auch eine Belohnung aus. Ich bitte dich um Mithilfe, liebe ständig wachsende Fangemeinde.

Von Steffen Reith

Mysteriös, dubios, seltsam – es fallen mir bestimmt noch mehr Attribute für diesen Vorfall ein. Wir sprechen nicht über Mord oder Totschlag – aber trotzdem ist es irgendwie ein Kapitalverbrechen. Es wurde mir auch nichts geklaut – das Gegenteil ist der Fall. Die Hauptrollen in dieser True-Crime-Story spielen mein Auto, ein Buch und eine Flasche Mineralwasser.

Meinen heiß geliebten Peugeot 5008 schone ich recht gerne. Das heißt zum Beispiel: Wenn ich keine Termine habe, laufe ich zur Arbeit. Das bedeutet aber auch: Ab und an nutzen entweder meine Gattin, die wir weiterhin aus Datenschutzgründen Diana R. nennen, oder meine Söhne Adrian und Benedict Reith das Fahrzeug. Es ist nämlich schön groß, da lassen sich reichlich Sachen mit transportieren. Außerdem sparen die Jungs Sprit, wenn sie mit meinem Auto rumfahren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls machte ich mir keine großen Gedanken, als ich vor einigen Wochen im Fußraum der hinteren Sitzreihe ein Buch und eine Flasche Mineralwasser entdeckte. Wobei: Ich hätte schon zu diesem Zeitpunkt misstrauisch werden müssen. Denn die Kombination Buch und Söhne passt eigentlich nicht so gut. Und Justus Brunnen Medium trinkt bei uns auch niemand. Die intensiven Nachfragen und Verhöre ergaben: Aus dem Familienkreis konnte mir niemand erklären, wie Buch und Mineralwasser ins Auto gekommen sind.

An dieser Stelle sei ein kleiner Exkurs in die Literaturszene erlaubt: Das gefundene Buch trägt den Titel „Die Zeit der Stürme“. Madge Swindells hat es geschrieben, es ist 1985 erschienen und dann 1987 auf den deutschen Markt gekommen. Die Inhaltsangabe von Google Books lautet: London und die Wüste Namib zu Zeiten des 2. Weltkrieges sind Schauplätze der dramatischen Geschichte einer schicksalhaften Liebesbegegnung zwischen einem ehemaligen deutschen Marinesoldaten und einer Tschechin.

Ich bin ja echt ne Leseratte: Aber dieses Genre flasht mich nicht besonders. Deshalb kann ich auch nicht sonderlich viel zu diesem Buch sagen. Es ist von außen graublau, verfügt über 478 Seiten und ist geruchsneutral.

Hier im Gedankenturm sind natürlich Nico und Pauli zu Hobbydetektiven mutiert. Sie konfrontieren mich mit den abenteuerlichsten Theorien. Beispiele gefällig? „Buch und Wasserflasche sind aus deiner Sporttasche gefallen.“ Vollkommener Humbug: Die Sporttasche steht immer im Kofferraum. Und was bitte soll ich mit einem Buch im Fitnessstudio? Nächste Theorie: „Jemand hat das Auto verwechselt und die Sachen reingelegt.“ Wie bitte soll das denn funktioniert haben? Das Auto ist eigentlich immer zu. Und wer legt da etwas rein und holt dann die Sachen nicht mehr raus, nachdem er bemerkt hat, dass er am falschen Auto war?

Im nächsten Schritt werde ich nun meinen Bruder kontaktieren. Der ist schließlich Hauptkommissar und ziemlich gut in seinem Beruf. Er soll halt mal Fingerabdrücke nehmen und eine DNA-Probe veranlassen.

Aber natürlich rufe ich auch dich auf, liebe ständig wachsende Fangemeinde: Schreibt mir und erklärt, wie Buch und Mineralwasser ins Auto gekommen sind. Selbstverständlich werden alle Hinweise auf Wunsch auch vertraulich behandelt. Niemand darf in Schwierigkeiten kommen, bloß weil er den Fall gelöst hat. Das Zeugenschutzprogramm ist bereits beantragt. Wer möchte, erhält eine neue Identität. Und eine Belohnung gibt es auch: Ich habe da an ein Buch und eine Flasche Mineralwasser gedacht.

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