Selbstständig machen und nie wieder Hunger leiden

bensing und reith hunger leiden
Edeltraud mit Kräppeln.

Wer sich selbstständig macht, der muss den Gürtel oft erst einmal etwas enger schnallen und kleinere Brötchen backen. Wir haben in dieser Hinsicht erstaunliches Glück – einer von uns beiden musste den Gürtel sogar schon etwas lockern.

Von Nico Bensing

Unser Bürogebäude befindet sich bekanntlich im ersten Stock von Steffens Elternhaus. Wir arbeiten täglich auf eben jener Etage, auf der Steffen vor knapp 25 Jahren seine ersten Gehversuche als eigenständiges und von den Eltern losgelöstes Individuum machte. Der alte Küchentisch von damals, der zwischenzeitlich (genau wie Steffen) mal das Gebäude verlassen musste, fand Anfang des Jahres genau wie sein Besitzer nun wieder den Weg zurück in die Hanauer Straße. Und eben dieses Tischlein wurde seitdem schon erstaunlich oft gedeckt. Ein kurzer Rückblick zum Ende des ersten Monats:

Woche eins – erster Arbeitstag im Kalenderjahr 2018, erster Tag der Selbstständigkeit: Voller Elan starten wir in unser neues Leben als Selbstständige und Geschäftspartner. Von der vielen Bürokratie und dem Klinkenputzen haben wir bereits erzählt, von dem ersten Brunch am Tisch noch nicht. Diesen gab es natürlich gleich zu Beginn mit Brötchen, Käse, Wurst, Aufstrich, Marmelade und viel Kaffee. Denn Steffens Mutter hatte geladen, Kraft für die bevorstehenden Aufgaben zu tanken. Doch los ging es für uns erst einmal mit einem kleinen Fehlschlag:

Kurzer Rückblick – Dezember 2017: Zwar saßen wir damals noch nicht am Küchentisch, satt wurden wir aber auch nicht. Was war passiert? Bensing & Reith haben die wohl kleinste Weihnachtsfeier Fuldas abgehalten. Auf dem Weihnachtsmarkt gab es einen Glühwein für Steffen und einen heißen Kakao für Nico – auf Firmenkosten, versteht sich. Das Essen fiel allerdings ins Wasser, da der auserkorene Marktstand grob geschätzt 15 Sekunden vor Nicos Bestellung das letzte Handbrot gerade verkauft hatte. Doch das sollte – zumindest was die Verköstigung anbelangt – unser erster und bislang letzter Rückschlag bleiben.

Woche zwei: Wir haben uns meinen Vater in die/den Agentur/Redaktion/Werkstatt/Gedankenturm geholt – er arbeitet als Unternehmensberater und Systemischer Coach (Werbung: b-sysco.de – gern geschehen, Papa). Wir haben eine Vision, einen Zehn-Jahres-Plan entwickelt, unsere Werte, Wünsche und Ziele definiert und noch einiges über uns selbst erfahren. Doch mein Vater ist nicht nur Coach, sondern auch Koch. Es gab zwar keine außergewöhnlichen Kreationen, geschmeckt hat es aber trotzdem: Hawaii-Toast und dazu ein leckerer Salat. Doch damit nicht genug: Einen Tag später hat Steffens Mutter das sogar noch getoppt, als sie zuerst Klopse mit Zwiebeln und Kartoffelbrei kredenzte und anschließend noch selbst gemachtes Schokomousse sowie einen Espresso auf den Tisch zauberte.

Woche drei: Ein schwarzer Pkw hält vor unserem Büro. Wir sind ganz aufgeregt, denn so wie jedes Mal, wenn bei uns das Telefon klingelt oder irgendein Auto in unserer Nähe hält, hoffen wir auf einen Auftrag. Kurz darauf die Ernüchterung: Es ist Steffens Frau. Sie steigt aus dem Auto, in der einen Hand einen Topflappen, geht zum Kofferraum und hievt ein ganzes Blech Pizza aus der Lade. Habe ich gerade „Ernüchterung“ gesagt?

Woche vier: In dieser Woche befinden wir uns gerade. Bislang gab es noch keine außergewöhnlichen Vorkommnisse, alles lief nach Plan, sprich: Anfang der Woche bekamen wir zahlreiche Kuchenvariationen von einem Bekannten von mir, und Steffens Mutter hat Waffeln gebacken, am Freitag dann Kräppel. So kann es weitergehen.

Jeder Makler wird es bestätigen können, und auch wir merken es derzeit: Location, Location, Location – das ist es, worauf es ankommt. Und wir haben offenbar den richtigen Riecher gehabt. Ein Büro mit Küche ist Gold wert, das Büro im Elternhaus zu haben ist der Diamant. Herzlichen Dank an Steffens Mama und alle anderen, die dafür sorgen, dass wir das Essen nicht vergessen und den Gürtel nicht Woche für Woche um ein Loch enger schnallen müssen. Ach, und wer von uns beiden zugenommen habt, erfahrt ihr, wenn ihr uns mal besuchen kommt. So viel vorab: Steffen ist es nicht. Mit etwas Glück kommt ihr sogar genau am richtigen Tag – und unser Tischlein ist auch für euch gedeckt. Oder ihr bringt etwas mit.

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