Der Festival-Blues

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Nico hat den Festival-Blues. Und Steffen muss das aushalten.

Ich liebe Festivals und war seit 2005 wirklich jedes Jahr mindestens auf einem – das sind mittlerweile immerhin 13 Jahre in Folge. 13 Jahre! Ja, auch der Bensing wird älter. Und jedes Mal, wenn ich von diesen Wochenenden zurückkehre, die meist schon donnerstags beginnen und im Laufe des Montags irgendwann ihr Ende finden, habe ich den Festival-Blues.

Von Nico Bensing

Fotos von Christian Huhn

Ich suche schlaftrunken den Reißverschluss des Zelts, bis ich merke, dass es ja gar nicht stickig und unbequem ist und es auch keine 50 Grad hier drin sind. Verdammt. Bin ich etwa zuhause? Ich suche mit verschlossenen Augen nach der Kühlbox, um dort ein frisches Bier herauszukramen – zum Zähneputzen natürlich, denn Wasser ist aktuell bekanntlich rar. Aber, ich finde sie nicht: keine Kühlbox, kein Bier.

Plötzlich begrüßt mich mein Kollege Steffen – und ich wundere mich, warum er keinen Strohhut trägt. Will er sich heute denn keine Konzerte angucken? Der holt sich doch einen Sonnenstich. Also krame ich meinen Festivalplaner heraus und suche nach den Bands, die heute auftreten werden, um ihn zu überzeugen mitzukommen – und den Strohhut endlich aufzuziehen.

„Auf der Mainstage spielen heute …“, beginne ich.

„Nico, stell mal das Bier weg“, unterbricht mich Steffen. „Und was willst du mit der Kühlbox in der anderen Hand?“

„Ich die Steaks, du den Grill“, antworte ich und schaue mich um: „Wo sind denn die Campingstühle? Willst du das Fleisch etwa im Stehen essen?“

„Nico, auf der Mainstage spielt heut gar nix. Wir müssen zu zwei Außer-Haus-Terminen, also zieh dein T-Shirt wieder an.“

Bei diesen Worten fällt mir doch glatt meine Dose aus der Hand. Es ist übrigens das gute 5,0-Pils in Deutschland-Farben, das sich zur WM offensichtlich nicht wie gewünscht verkauft hat. Außer-Haus-Termine? Was war das noch gleich?

Und dann sage ich verzweifelt: „Steffen, wollen wir nicht lieber eine Runde Flunky-Ball spielen? Danach grillen wir, hauen uns noch mal ne halbe Stunde aufs Ohr und gehen dann in Richtung Bühne.“

„Nico. Heute ist Donnerstag. Du kommst jetzt schon den dritten Tag in Folge so zur Arbeit. Das Festival ist vorbei, es gibt keine Konzerte, es gibt keine Campingstühle, und es gibt kein Flunky-Ball. Komm zur Besinnung, verdammt!“

Ich spüre einen pochenden Kopfschmerz. Das ist mir alles zu viel. Ist es wirklich wahr, was er da sagt? Ist heute schon Donnerstag? Und das Festival bereits vorbei? Das würde tatsächlich einiges erklären. Das Pochen wird stärker und stärker, ich beginne zu schwitzen.

Und plötzlich wache ich auf.

Es ist heiß, gefühlte 50 Grad. Ich blicke mich um – und sehe: mein Zelt, die Kühlbox, die Wiese. Gott sei Dank, es war nur ein Alptraum. Ich bin noch gar nicht zuhause, es ist noch immer Festival, und das Beste: Ich habe noch zwei Tage ohne Steffen. Das bedeutet aber auch: In zwei Tagen erfasst mich der Festival-Blues.

 

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Kann denn nicht das ganze Jahr über Festival sein?
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